Was bleibt, wenn Projekte enden?
Projektförderungen sind zeitlich begrenzt – können sie deshalb nur zeitlich begrenzte Veränderungen bewirken? Um diese Frage und die damit verbundene Überlegung, wie didaktische Innovationen nachhaltig verankert werden können, drehte sich das zweitägige Symposium.
Bei malerischem Blick über Würzburg wurden auf dem Hubland-Campus der Universität Würzburg zahlreiche Ergebnisse aus der dreijährigen Laufzeit der beiden Projekte QUADIS (Qualität digital gestützter Lehre an bayerischen Hochschulen steigern) und WueDive (Digitale Innovationen in der Lehre durch virtuelles und Blended E-Learning) vorgestellt und mit den über 120 Gästen im Rahmen einer bunten Auswahl an unterschiedlichen Formaten erprobt und diskutiert.
Tag 1
Nach einer Begrüßung mit strahlendem Sonnenschein, Snacks und Getränken eröffnete Prof. Dr. Thomas Hoffmeister mit seiner Keynote mit dem provokanten Titel „Nachhaltigkeit von Lehrinnovationsprojekten – eine hoffnungsvolle Zumutung“ das Symposium am 23. Mai. Schnell wurde klar: Gute Lehre ist eine Daueraufgabe und es erfordert eine ordentliche Portion Kreativität, um trotz begrenzter Finanzierung und starrer Strukturen die Lehrkultur nachhaltig zu verändern. Die anschließende Pause wurde direkt genutzt, um bei Kaffee und Kuchen munter weiter zu diskutieren, beispielsweise am Stand des Hochschulforums Digitalisierung, das ebenfalls maßgeblich an der Gestaltung des Symposiums beteiligt war.
Graphic Recording von Jana Kreisl zur Keynote von Prof. Dr. Thomas Hoffmeister
Im Anschluss konnten die Teilnehmer:innen je nach individueller Interessenslage zwischen parallel stattfindenden Talks, Diskussionen, Workshops und Technik-Demonstrationen wählen.
- Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Qualität digitaler Lehre“ gingen unterschiedliche Akteure aus dem Bereich Hochschullehre den Fragen nach, welche Kriterien gute digitale Lehre erfüllen muss, wie Erfolge gemessen werden und wie Ergebnisse sichergestellt werden können.
- Drei Lightning Talks beschäftigten sich mit der Frage, wie technologiegestützte Lehrinnovationen wie KI, hybride Klassenzimmer und adaptive Lernsysteme in die Breite der Universität getragen werden können.
- In der VR-Testing-Area konnten in zwei von WueDive entwickelten VR-Anwendungen virtuelle Gehirne und Moleküle erkundet werden.
- Drei Spotlight Talks aus dem Projekt WueDive widmeten sich dem Thema „ViLearn3 – Lehre in Social Mixed Reality aus Forschungs- Praxis- und Entwicklungsperspektive“.
- Die DigitalChangeMakers als studentische Mitarbeitende des Hochschulforums Digitalisierung zeigten in einem bunten und abwechslungsreichen Workshop Möglichkeiten auf, Studierendenzentrierung im Unterricht zu verankern.
- Ein zweiter Workshop, der ausschließlich online stattfand, widmete sich der Betreuung von studentischen Hausarbeiten in Zeiten von texterzeugender KI.
Ein legeres Get-Together mit Essen, Getränken und Musik bildete den Ausklang des ersten Symposiumstages.
Tag 2
Der zweite Tag stand im Zeichen der Ergebnispräsentation und des Ausblicks in die Zukunft des Netzwerks, das durch die gemeinsame Projektarbeit entstanden war.
- So fand wenige Meter vom Tagungsort, im „Treffpunkt 108“ des ZBL (Josef-Martin-Weg 54/1, EG), ein einstündiger Austausch über die dghd-Gruppe der formellen und informellen hochschuldidaktischen Landesnetzwerke statt – mit dem Ziel, den künftigen Rahmen für die gemeinsame Arbeit zu skizzieren und ggf. die Gründung einer dghd‑Arbeitsgruppe mit vorzubereiten.
- Im Anschluss wurden in der Lecture Hall Ergebnisse aus den QUADIS-Lehrwerkstätten präsentiert, Perspektiven für die zukünftige Ausrichtung solcher Transferformate beschrieben und konkrete Handlungsempfehlungen für Trainerinnen und Trainer ausgesprochen.
- Im Workshop zur WueDive-Toolbox wurde die digitale Methoden- und Best-Practice-Sammlung des Projekts WueDive vorgestellt, die die Umsetzung digitaler Lehre an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg unterstützen soll.
- Parallel dazu wurden im zweiten studentischen Workshop des Symposiums, den die Digital Changemakers des Hochschulforums Digitalisierung gemeinsam mit den KI-Tutorinnen der JMU Würzburg gestalteten, interdisziplinäre Perspektiven auf den Einsatz von generativer KI in Lehr- und Lernumgebungen präsentiert.
- In der Lecture Hall diskutierten unterschiedliche Akteure aus dem Hochschulbereich über die Herausforderungen digitaler Lehre, während die Zuhörerschaft im 1. Obergeschoss bei den Lightning Talks einen Blick in die Praxis unterschiedlicher Fachbereiche und Impulse zu digitalen Lehrkonzepten erhielt, z. B. über die Integration von KI-gesteuerten Chatbots in Vorlesungen der Physikalischen Chemie.
- Zeitgleich wurde im 2. Obergeschoss in einem Workshop des Projekts WueDive der Ansatz des Design Thinking und seine Potenziale für die Lehre vorgestellt.
von links: Dr. Anette Köster (Geschäftsführung ZBL Julius-Maximilians-Universität Würzburg), Uwe Reckzeh-Stein (Projektreferent Hochschulforum Digitalisierung), Dr. Uwe Fahr (Sprecher ProfiLehrePlus, FAU Erlangen-Nürnberg), Marina Fleck (Mitarbeiterin QUADIS, KU Eichstätt-Ingolstadt), Henry Mörtl und Michaela Hausbacher (SSR der Universität Würzburg)
Die zweite Mittagspause widmete sich den kulinarischen Highlights. Bei leckeren vegetarischen Wraps und Salaten der Veggie Bros wurde Kraft für die letzten beiden Zeitslots gesammelt.
- Nach der Mittagspause führten Vertreter von ProfiLehrePlus (PLP) und dem Hochschulforum Digitalisierung (HFD) einen Dialog aus der Vogelperspektive, inwiefern Lehrprojekte systemische Veränderungsprozesse anstoßen und steuern können.
- Für Interessent:innen am Output der Fach- und Arbeitsgruppen im QUADIS-Projekt wurden am Beispiel der beiden FAGs „Technischer K.o. durch KI?!“ und „Mit Bildern sprechen“ die Abschlussdokumente vorgestellt und es wurde ein Fazit zum Format und den Inhalten der FAG gezogen.
- Parallel hierzu fand im 1. Obergeschoss die Vorstellung von UP!grade statt – einem innovativen Strukturmodell für ein standortübergreifendes, hybrides, fachoffenes Angebot der Hochschuldidaktik, das Lehrende beim selbstbestimmten Auf- und Ausbau didaktischer Kompetenzen unterstützt. Das Team von https://www.lehrnen.online/ stellte zudem den spannenden interdisziplinären Ansatz des Lehrnens [sic!] vor, der auf den Grundsätzen systemischer Lehre basiert und eine prozessuale Antwort darauf bietet, wie Lehrende und Studierende gemeinsam eine gelingende Hochschullehre gestalten können, die den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird.
- Zwei Talks zum Thema „Digitale Innovation durch Beteiligungsprozesse verankern und Transfer ermöglichen“ rundeten das Programm mit Einblicken in das Lehr-Lernentwicklungsprojekt DigiTeLL (Digital Teaching and Learning Lab) der Goethe-Universität Frankfurt und in Erfahrungen aus den letzten über sieben Jahren im E-Tutor:innen-Programm der Universität Bayreuth.
In den Kaffeepausen konnten Teilnehmer:innen sich miteinander vernetzen und bei einem Getränk diskutieren, z. B. über die Poster, die Blended-Learning-Seminare aus dem QUADIS-Projekt vorstellten.
- In den Spotlight Talks zum Thema „Kreativität willkommen heißen – Lehren, Lernen und Prüfen mit E-Portfolios“ wurde zum einen eine visuelle Planungs- und Entscheidungshilfe zum Einsatz von E-Portfolios in der Lehre aus dem Projekt DiKuLe der Universität Bamberg dargeboten. Zum anderen gingen die Referent:innen aus dem Projekt SEED der JMU Würzburg auf die Notwendigkeit der Priorisierung von Kompetenzorientierung in der Hochschullehre ein und hoben insbesondere die Stärken von Reflexion und kollaborativem Arbeiten bzw. (Peer-)Feedback hervor.
- Zeitgleich reflektierten Referent:innen vom Zentrum für wissenschaftliche Bildung und Lehre der JMU Würzburg Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Projektarbeit und blickten auf nächste notwendige Schritte am ZBL.
- In zwei Beiträgen über gemeinsame Arbeit an Open Educational Resources diskutierten die Referent:innen die Gelingensbedingungen, Chancen und Grenzen modularisierter Lehrmaterialien und stellten die Qualitätssicherungsprozesse im Projekt QUADIS vor.
- Parallel hierzu wurde das abwechslungsreiche und umfangreiche Angebot der Universitätsbibliothek Würzburg vorgestellt. Abschließend wurden die Vorteile und Möglichkeiten thematisiert, die die virtuelle Hochschule Bayern mit ihrem Repositorium für offene Bildungsmaterialien Lehrenden bietet.
Zudem stand interessierten Symposiumsteilnehmer:innen auch am zweiten Tag die VR Testing Area zur Verfügung, in der sie mit Unterstützung von Expert:innen VR und AR direkt vor Ort ausprobieren und z. B. erfahren konnten, wie Studierende der Pharmazie, Biochemie und Medizinischen Chemie VR und AR nutzen, um beispielsweise Arzneistoffe dreidimensional darstellen zu lassen und mithilfe der Technik zu analysieren.
Für Online-Teilnehmende wurde ein Miro-Board als Tagungsplattform bereitgestellt, das Platz für Austausch, Gedanken und Feedback schaffte.
Wir danken allen Teilnehmenden für die rege Beteiligung!