Das Blended-Learning Seminar „Gamification in der Hochschullehre” befasst sich mit der Anreicherung von Lernmaterialien mit Spielelementen zur Förderung von Wissenserwerb und Motivation.
Menschen und Tiere spielen, um zu lernen (Kampf, Jagd, soziale Hierarchie) und empfinden daran Freude. Diese biologische Veranlagung kann den Lernprozess unterstützen. Dazu müssen charakteristische Elemente des Spiels (v. a. Four Freedoms of Play) in den Unterricht und vor allem das Erleben (u. a. Immersion) des Unterrichts eingebunden werden. Diese Verwendung von Spiel-Elementen in spielfremden Kontexten wird Gamification genannt. Statistische Metaanalysen (höchste Form empirischer Evidenz!) zeigen, dass Gamification den Lernerfolg im Vergleich zu klassischem Unterricht signifikant verbessert.
Das Seminar richtet sich primär an Dozierende, die eine oder mehrere Lehrveranstaltungen bereits mehrfach durchgeführt haben und nun nach Möglichkeiten suchen, die Motivation und den Lernerfolg ihrer Studierenden weiter zu steigern. Es ist der Aufbaustufe zugeordnet, da hier Reflexionen über die in der Grundstufe vermittelten Fähigkeiten sowie das gesellschaftliche Umfeld der Hochschullehre angestellt werden. Das Seminar kann in Kleingruppen von 3–12 Teilnehmer:innen durchgeführt werden. Größere Gruppen sind denkbar, wurden aber bisher noch nicht erprobt.
Ersteller:in:
Dr. Thorsten Aichele
Hochschule:
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Kompetenzbereich:
A (Lehr- und Lernkonzepte)
Arbeitseinheiten (AE):
12
Die Teilnehmer:innen lernen charakteristische Elemente von Spielen zu identifizieren sowie eine biologisch-evolutionäre Perspektive auf das Spielen einzunehmen. Zudem werden motivationspsychologische Aspekte des Spielens vermittelt und die Spielfähigkeit der eigenen Lehre anhand der Vier Freiheiten des Spiels bewertet. Abschließend werden die beiden unterschiedlichen Arten des Spieles (Game und Play) differenziert und erste Befunde über die Wirksamkeit von Gamification beim Lernen vorgestellt.
Unterscheidung quantitativer und qualitativer Spielelemente sowie Verknüpfung mit der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan. Im Anschluss werden spieltheoretische Anknüpfungspunkte zu den drei großen psychologischen Lerntheorien (Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus) identifiziert. Das Konzept der Spielertypen sowie populäre Gamification-Frameworks werden kritisch beleuchtet und der Stellenwert einer immersiven Narration für das Spielerleben herausgearbeitet.
Vorstellung meta-analytischer Forschungsergebnisse zur Auswirkung von Gamification-Elementen auf Wissenserwerb, Motivation und Verhalten. Kritische Diskussion kontraintuitiver Befunde.
Umsetzung eines eigenen Gamification-Konzepts
Besprechung der erstellen Gamification-Konzepte im Hinblick auf Spielerleben und Verbesserungspotenziale.
Kritische Diskussion von Gamification und den zugehörigen Kontroversen. Empfehlungen für gute Gamification. Rückführung der positiven Effekte auf etablierte Lehr-Lernprinzipien.
Abschlussreflexion
Umsetzung von Gamification mit dem Moodle-Plugin „Level up!“